Marrakesch. Eine literarische Anthologie

Informationen zum Buch:
herausgegeben von Walter M. Weiss
erschienen 2003 im Verlag Wieser, Klagenfurt
264 Seiten
ISBN 978-3-8512-9406-4
EUR 14,95 (D und A), sfr 22,90

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Marrakesch. Eine literarische Anthologie
In der Reihe „Orient Erlesen“

ANTE SCRIPTUM ZUR GESAMTEN REIHE "ORIENT ERLESEN":
Vor nun schon sechs Jahren hat der in Klagenfurt ansässige Wieser Verlag mit
der Herausgabe der ersten kleinen, feinen Bände der Reihe "Europa Erlesen"
eine Aufsehen erregende editorische Initiative gestartet. Dank des
Engagements der Buchhändler/innen und der Entdeckerlust ihrer rapide
gewachsenen Leserschaft umfasst diese Reihe heute bereits über siebzig Titel
und hat sich in den Herzen bibliophiler Weltenbummler und auf dem Markt fest
etabliert. Von diesem Erfolg ermutigt, und überzeugt, dass Neugier und Treue
ihrer Liebhaber mittlerweile noch weniger Grenzen kennen, haben wir uns
entschlossen, dieser "Mutter aller Reise-Anthologien" eine Tochter - oder
besser: Zwillingsschwester - beizugesellen. Deren Name: ORIENT ERLESEN.
Zwei Gründe für diese Erweiterung und Ergänzung sind zuvorderst zu nennen:
Der eine, aktuelle liegt in dem über die letzten Jahre stetig - und nach dem
11. September 2001 zusätzlich dramatisch - gestiegenen Interesse Europas an
den Zuständen und Vorgängen in Nordafrika, Vorder- und Zentralasien.
Der zweite, grundsätzlichere liegt in der fatalen Beeinflussung unserer
öffentlichen Meinung von jenen islamisch geprägten Regionen durch politische
Aktualitäten und jahrhundertealte Klischees.
"Der Westen und der Islam, diese beiden abstrakten Gebilde", schreibt der
Spanier Juan Goytisolo als einer der wortgewandtesten Mittler zwischen
Orient und Okzident, "stützen sich auf- und spiegeln sich ineinander,
verstrickt in ein dialektisches Spiel ihrer Spiegelbildlichkeit. Der Islam
ist die Hohlform, das Negativ Europas: Gegenstand seiner Aversion und
ständige Versuchung."
Wie ließe sich dieser folgenschweren Ambivalenz und Entzweiung - wenigstens
in unseren Köpfen - besser entgegenwirken, als durch die behutsame
Annäherung auf literarischem Weg? Wie jene facettenreiche und allzu oft
missverstandene Welt jenseits des Mittelmeers, deren Bewohner übrigens heute
immerhin fast schon ein Fünftel der Menschheit bilden, besser in der
gebührlichen Vielschichtigkeit beleuchten?
In Grundkonzeption und inhaltlicher Struktur, Umfang und Erscheinungsbild
ist diese neue Serie von Anthologien eng an die existierende Europa-Reihe
angelehnt; das heißt, auch sie will mit einer Mischung von historischen und
gegenwartsbezogenen, bekannten und unbekannten, von erzählerischen,
lyrischen und essayistischen Texten hoher literarischer Qualität
kaleidoskopisch das Wesen bestimmter Städte, Landstriche und Staaten
vermitteln. Wobei die Textauswahl jeweils sowohl die Perspektive
europäischer Schriftsteller/innen, also die "importierte" Literatur, als
selbstverständlich auch die Sicht inländischer Autor/innen auf ihre Heimat
berücksichtigen wird. Als verlegerisches Produkt steht ORIENT ERLESEN
freilich vom Start weg auf eigenen Beinen.
Gemäß der Devise "die fremde Nähe entdecken" werden bei dieser Erweiterung
der literarischen Landkarte die Europa mehr oder weniger "benachbarten"
Gebiete zwischen Maghreb und Levante sowie dem Schwarzen und Kaspischen Meer
im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Und zwar sowohl die vielbereisten
Knotenpunkte der (Literatur)Geschichte von Istanbul über Jerusalem, Kairo
und Alexandria bis Algier, Tanger und Cordoba, als auch die legendären
Kulturlandschaften wie etwa Kleinasien, der Sinai oder Libanon.
Darüberhinaus werden sich Bände freilich auch entfernteren Orten und
Gegenden zwischen Sanaa und Samarkand, Udaipur und Timbuktu widmen. Die
Auswahl der drei ersten Titel, nämlich IRAN, MARRAKESCH und LUXOR / ASSUAN,
möge als programmatisches Signal für die künftige geographische und
kulturelle Bandbreite verstanden sein.
Als Herausgeber der Reihe fungiert Walter M. Weiss, der, als freier Autor
von Wien aus tätig, seit vielen Jahren international erfolgreich zu Themen
des islamischen Kulturkreises publiziert und dank intensiver Reisetätigkeit
die Länder zwischen Atlantik, Arabien und Zentralasien aus eigener
Anschauung sehr gut kennt. Seinem und dem Engagement des Verlags für die
neue Reihe liegt der tiefempfundene Wunsch zugrunde, der von den Medien
allzu häufig praktizierten Vereinfachung und Schwarzweißmalerei
entgegenzutreten und zur Vermittlung zwischen den in der fast 1400jährigen
gemeinsamen Geschichte immer wieder und gerade auch heute allzu
gegensätzlich beschriebenen Glaubens-, Geistes- und Alltagswelten des
Morgen- und des Abendlandes beizutragen.

 

MIT TEXTEN VON:
Leo Africanus, Ibn Battuta, Sir Cecil Beaton, Tahar Ben Jelloun, Paul
Bowles, Volker Braun, Elias Canetti, F. Carlisle, Christine Daure-Serfaty,
Edmondo de Amicis, Claude Farrère, Elizabeth Warnock Fernea, Hubert Fichte,
Charles de Foucauld, Esther Freud, Hans Werner Geerdts, Juan Goytisolo,
André Heller, Rolf Italiaander, Bodo Kirchhoff, Jan Korinek, Abdellatif
Laabi, Abderrahmane Lakhsassi, Pieere Loti, Peter Mayne, Fatima Mernissi,
Insaf El Awar Mohdad, Leonard Nolens, Claude Ollier, Pierre Mac Orlan,
Leonora Peets, Jean-Arthur Rimbaud, Gerhard Rohlfs, Helge Timmerberg, Uwe
Topper, Leo Wehrli, Walter M. Weiss und Yasmine X.

„Oh, Mensch, du lebst in Zerstreuung nur. Und ein Tag nach dem anderen vergeht so von deinem Leben.“ Die Worte aus „Tausendundeiner Nacht“ zeugen eigentlich vom Widerspruch zwischen Ernst und Zerstreuung. Dass man beides sehr wohl miteinander verbinden kann, belegt ausgerechnet eine neue bibliophile Reihe über den Orient. „Orient erlesen“, herausgegeben vom Wiener Orientkenner Walter M. Weiss, erfasst auf jeweils rund 250 Seiten Texte mehr und weniger bekannter Autoren zu verschiedenen Stätten des Orients. In den ersten drei Bänden kommen etwa die Reisenden Marco Polo und Pierre Loti ebenso zu Worte wie die Schriftsteller Elias Canetti, Fatima Mernissi und Tahar Ben Jelloun; grosse Denker vergangener Zeiten wie Plutarch und Ovid ebenso wie anonyme Stimmen unserer Tage. In den kleinen und schön aufgemachten Bändchen sammeln sich so kluge Gedanken in informativer wie zerstreuender Form - richtige kleine Kulturreisen in den Orient.
Neue Zürcher Zeitung

Ein Gewinn ist die neue Serie „Orient erlesen“ (die Fortsetzung von „Europa Erlesen“) im Wieser Verlag, vom Islamexperten Walter M. Weiss herausgegeben. Sie präsentiert in ihren ersten drei Bänden Marrakesch, Luxor/Assuan und den Iran. Kleine Anthologie zum Minipreis für Kopfreisen abseits von Klischees. Mehr als ein guter Anfang!
Die Presse, Wien

...Beim Versuch, die Leuchtkraft von Marrakesch literarisch einzufangen, geht die mit Bedacht konzipierte Anthologie der im Wieser Verlag erschienenen Reihe „Orient erlesen“ vor allem impressionistisch vor. Die Beiträge, die bewusst zwischen kolonialer oder verklärender Fremdsicht und prosaischen Selbstbildern oszillieren und europäische sowie orientalische Autoren und Chronisten vom vierzehnten bis zum zwanzigsten Jahrhundert vereinen, illustrieren geflissentlich den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel während Perioden der europäischen Fremdherrschaft bis hin zur Unabhängigkeit 1956 und postkolonialen Problemen. Viele der vorgestellten Texte sind dabei von Religion, Volksfrömmigkeit und Aberglaube geprägt. Ein weiterer, damit engverbundener Themenkreis ist Erotik, Keuschheit und Polygamie, wobei letztere teils anklagend, teils fatalistisch oder exkulpierend angesprochen wird. Exemplarisch für die emanzipatorische marokkanische Frauenliteratur steht die Erzählung „Die verbotene Terrasse“ aus dem autobiographischen Buch „Der Harem in uns“ der Soziologin Fatima Mernissi. Die Situation ethnischer Minderheiten oder sozial benachteiligter Gruppen in den historischen Gerber- oder Judenvierteln tritt in den feinsinnigen „Stimmen von Marrakesch“ von Elias Canetti, in Juan Goytisolos Essays aus „Engel und Paria“ oder André Hellers märchenhaften Erzählungen zutage...
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Elias Canetti war dort und Hubert Fichte, André Heller und Bodo Kirchhoff. Die einen kommen als Touristen vorbei, geraten ins Staunen und schreiben über wundersame Entdeckungen, die sie gemacht haben, die anderen erweisen sich als Kenner der Stadt, nehmen den Leser als Vertrauten beiseite, um ihm ein paar Geheimnisse anzuvertrauen. Diese Anthologie versammelt subjektive Ansichten von Marrakesch, aufgeregte Erlebnisberichte ebenso wie erbauliche Reflexionen über einen fremden Ort.
Salzburger Nachrichten, Salzburg

Gut und schön gemacht sind die handlichen Bände der neuen Reihe "Orient erlesen" allemal. Doch damit nicht genug: Wer sich lesend in den ersten Band zum Thema "Marrakesch" versenkt, dem erschließt sich die tiefere Bedeutung dieses Reihentitels... Mit dem sicheren Gespür eines Fachmanns hat der landeskundige Herausgeber Walter M. Weiss Texte und Autoren ausgewählt. Entstanden ist eine literarische Anthologie, die in der Zusammenschau vieler Jahrhunderte und unterschiedlicher kultureller Zugänge ein umfassendes Panorama jener Stadt entfaltet, deren Name vielen als Inbegriff orientalischer Welt erscheint. Marrakesch: die alte Königsstadt in Marokko, mit ihren verschlungenen Souks und den phantasievollen Gärten, den tristen Vorstädten und dem alten, immer noch mondäne Größe vortäuschenden Franzosenviertel, den kleinen Cafés und den riesigen Nobelhotels, und nicht zuletzt die Stadt, die den sagenumwobenen "Djemma el Fna" beherbergt, jenen Platz, der seit Jahrhunderten (und bis zum heutigen Tag) allabendlich die Geschichten- und Märchenerzähler, die Gaukler und Musikanten ebenso anlockt wie deren vielschichtiges Publikum.
In der vorliegenden Anthologie wird die Aura dieser Stadt erfahrbar, ohne sie einem exotistischen Blick preiszugeben. Souverän hat Walter M. Weiss jene Autoren ausgespart, deren oberflächliche Darstellungen jenseits vielleicht gutgemeinter Intentionen nichts als neokolonialistische Phantasien verraten. Keine einfache Leistung, denn von dieser Art Marrakesch-Literatur gibt es in der Gegenwart übergenug.
Das Autorenverzeichnis versammelt hingegen bemerkenswert viele Stimmen, die zu Marrakesch wirklich etwas zu sagen haben: Der aus dem 14. Jahrhundert stammende Ibn Battuta setzt den Auftakt mit seinen Reflexionen über "Eine(n) der schönsten Plätze der Erde", Leo Africanus (1495-1550) sinniert über "Lebensdauer & Krankheiten"; dazwischen werden Berber-Märchen erzählt. Einen Schwerpunkt der Anthologie bilden zweifellos Texte des 20. Jahrhunderts, wobei auch hier ein beachtliches Spektrum erfasst ist. Neben Marrakesch-"Klassikern" wie Elias Canetti, Paul Bowles und Hubert Fichte wurden auch entlegenere Autoren ausgewählt, etwa der leider immer noch zu wenig ins Deutsche übersetzte Claude Ollier. Die jüngere deutschsprachige Literatur wartet mit Überraschungen auf: Auch Andre Heller, Volker Braun und Bodo Kirchhoff sind der poetischen Anziehungskraft dieser Stadt erlegen. Das literarische Anspruchsprofil der Texte reicht von den sensiblen Reiseimpressionen Peter Maynes, über die einfühlsamen Innenansichten des seit fast 40 Jahren in Marrakesch lebenden Malers und Schriftstellers Hans Werner Geerdts, bis hin zu der höchst differenzierten und feinsinnigen Prosa des großen spanischen Romanciers Juan Goytisolo, der mit insgesamt sechs Auszügen aus seiner "Raumlektüre des Djemma el Fna" angemessen vertreten ist. Kritische Töne werden nicht ausgespart, ebenso wenig wie jene Sequenzen, die die Kenntnis von der anderen Kultur erweitern und damit um Verständigung werben.
So ist eine klug komponierte und für den Leser zweifellos wertvolle Anthologie entstanden, ganz gleich, ob er sich auf eine Reise vorbereiten oder auf andere Weise seinen kulturellen Horizont erweitern will. Wer das Buch nach der Lektüre aus der Hand legt, der hat wahrhaft ein Stück "Orient erlesen".
Quantara.de / Christoph Leisten

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